
TorTour 2015
Nach einer 3-jährigen Pause nahm ich wieder an einem Ultra-Radrennen teil, der „TorTour 2015“ dem härtesten Radrennen in der Schweiz, dies gemeinsam mit Daniela Güdel aus Bern. Es handelt sich dabei um ein Non-Stop Radrennen über 1‘000 Kilometer und 12‘500 Höhenmeter das einmal um die Schweiz und über 5 Alpenpässe führt.
Ich bestritt dieses Rennen bereits im Jahre 2011, damals als Solofahrer mit einer Zeit von 42 Stunden. Daniela Güdel hat dieses Rennen bereits mehrere Male im Team absolviert. Gemeinsam, unter dem Namen „Scott on TorTour“, nahmen wir die Herausforderung erneut auf uns.
Gestartet wurde am Donnerstagnachmittag bei einem Prolog über 1 Kilometer und 180 Höhenmeter. In nur 1 Minute und 40 Sekunden waren wir im Ziel und durften in der Nacht auf Freitag um 03.02 Uhr, als drittes Team in unserer Kategorie starten. Nebenbei: Dies war auch der einzige Kilometer, bei dem die Sonne schien.
Die ersten 30 Kilometer, von Schafhausen nach Frauenfeld, mussten wir im Team gemeinsam absolvieren. Leider konnten wir das Tempo auf der flachen Etappe nicht mithalten und so verloren wir die ersten Plätze. Die darauf folgenden Etappen durften wir dann abwechselnd fahren.
Nicht nur die Strecke war eine „Tortour“ sondern auch das Wetter. Es war anhaltend sehr kalt und nass. Vor allem die Etappen von mir fanden während langer Zeit bei Dauerregen statt. Dennoch konnte ich die härteste Etappe des Rennens, über 73 Kilometer und 2‘310 Höhenmeter, mit den Pässen Oberalp, Furka und Grimsel mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 21km/h absolvieren.
Am Jaunpass warteten die ersten Kolleginnen- und Kollegen am Strassenrand und feuerten mich mit einem kräftigen „Hopp Kevin“ an. Dies freute mich sehr, vor allem dass meine Fans trotz dem schlechten Wetter den Weg an die Rennstrecke fanden. In Bulle wurde das ganze Team von der Mutter von Daniela mit warmen Teigwaren verpflegt. Dies gab ein wenig Abwechslung auf der Speisekarte.
Am Freitagabend um 22:36 Uhr traf Daniela an der Hälfte der Strecke in Aigle ein. Gemeinsam ging es dann dem Genfersee entlang, nach Morges. Dabei verloren wir leider wieder einen Platz in der Rangierung. Aber ich konnte diesen Platz auf der nächsten Soloetappe nach Payerne wieder gut machen.
Nach Payerne gaben zwei der Mix-Teams infolge der Strapazen auf. Daniela fuhr dann die Etappe von Payerne nach Le Locle in der dunklen Nacht und dies ohne Strassenlampen.
In Le Locle übernahm ich wieder und fuhr durch das schöne Juragebiet bis nach Reconvillier. Auch bei La Chaux-de-Fonds wurde ich und das Team wieder von Freunden am Strassenrand angefeuert. Dies war wiederum eine starke Motivationsspritze für das gesamte Team.
Während ich am Samstagmittag beim Check-Point in Balsthal auf Daniela wartete, konnte ich mich wieder mit warmen Teigwaren verpflegen. Dieses Mal kam meine Betreuerin Fränzi von zu Hause an die Strecke und brachte dem ganzen Team eine warme Mahlzeit vorbei.
Mit neuer Energie konnte ich mich am Samstagmittag auf den Weg nach Pratteln machen. Es waren nochmals knapp 1000 Höhenmeter auf einer Strecke von 58 Kilometer zu bewältigen. Mit voller Energie und Motivation drückte ich in die Pedale und konnte wiederum einen größeren Vorsprung auf das Team Suter herausfahren, welches schon während dem ganzen Rennen vor oder hinter uns fuhr.
Um 14.00 Uhr startete Daniela von Pratteln nach Glattfelden auf ihre letzte Soloetappe. Lange konnte sie den 7. Platz behalten. Dann, kurz vor dem Check Point in Glattfelden, holte das Team Suter wieder auf.
Mit 7 Minuten Vorsprung startete das Team Suter auf die letzte Etappe nach Schaffhausen. Als Daniela zu mir aufschloss, motivierte ich Daniela nochmals alles aus sich heraus zu holen, damit wir das Team Suter wieder einholen konnten. Ich fuhr vorab und Daniela konnte sich hinten mir im Windschatten einreihen. Mit der allerletzten Kraft fuhren die Teams die 43 Kilometer lange Strecke. Wir konnten nochmals aufholen. Schlussendlich fehlten aber dennoch 43 Sekunden um das Team Suter zu schlagen.
Auch wenn das sportliche Ziel nicht ganz erreicht wurde, konnten wir uns glücklich schätzen, da alle gesund und munter ins Ziel kamen.
Die Strecke von 1‘023 Kilometer und 12‘510 Höhenmeter konnten wir ohne einen Defekt absolvieren und dies bei schwersten Wetterbedingungen.
Für mich, wie auch für das ganze Team war der ganze Anlass einmal etwas Neues. Bis jetzt fuhren wir die Rennen alleine. Somit wurde das Betreuerteam doppelt aufgestellt und nach mehreren Stunden kam es immer wieder zum Wechsel der Teammitglieder. An der TorTour 2015 mussten meine 3 Betreuer das ganze Rennen ohne Wechsel durch arbeiten. Dies während fast 40 Stunden. An dieser Stelle sei allen Betreuern, Helfern, Facebook- und WhatsApp-Schreibern und Streckenfans ganz herzlich gedankt. Sie alle haben zum guten Gelingen beigetragen. Herzlichen Dank.